Review< Zurück 26.03.2011
Von Nick Gruber
Geboren im Jahr des Hasen. Ein Dokumentarfilm der österreichischen Produzentin Ebba Sinzinger über einen jungen Kambodschaner, der kein Wort Khmer spricht, dafür Französisch - aber leider in Oslo leben muss, obwohl er die Stadt hasst.
Der wortgewandte Tai versucht ein normales Leben zu führen ohne, wie er selbst sagt, "eine normale Person" zu sein. Wenn sich seine kambodschanische Familie mit ihm in Wien trifft (was nicht so oft vorkommt), dann sprechen die Eltern Khmer, die Kinder Deutsch und Tai Englisch - das wird so halbwegs vertstanden und ist für Tai ein Mittel um seine Gedanken auszudrücken. Die Gemeinsamkeiten innerhalb der Sippe halten sich in Grenzen; mit lockeren Sprüchen wird der Seltsamheit der Situation gekontert. Denn Tai ist in Frankreich aufgezogen worden, konnte aber seine launische Ziehmutter nicht ausstehen - weswegen er zu seiner Freundin nach Norwegen gezogen ist, wo sowohl Integration wie auch Berufsleben nicht so recht klappen wollen. Der gelernte Rausschmeisser vertreibt sich die Zeit mit Online Rollenspielen und hat Angst die nötige Zeit in die Umsetzung von anderen Plänen zu investieren - weil ohnehin nie etwas aufgeht. Daher auch die überzeugte Passivität. "Es wird schon etwas passieren. Auch wenn man nichts tut passieren Dinge". Ja gut, dass der Anruf von diesen Wiener Filmemachern daherkam.
Die österreichische Produzentin und Regisseurin Ebba Sinzinger bringt, ohne einmal selbst in Erscheinung zu treten, den jungen Tai für eine Art Wurzelsuche nach Kambodscha - lässt ihn für die Kamera mit buddhistischen Mönchen in Kontakt geraten, Bekanntschaften schließen und er muss sich auch mit der Geschichte des Landes auseinandersetzen. Was daraus resultiert ist ein authentisch wirkendes Biopic eines Menschen, der stellvertretend für viele ausgewachsene Migrantenkinder mit großer Perspektivenlosigkeit zu kämpfen hat. Sie sind Europäer ohne Netzwerk, ohne Förderer, und in Tais Fall, ohne Ziele - aber gerade ihn plagt ein wacher Geist der diese Probleme unentwegt wieder und wieder vor seinem geisten Auge Revue passieren lässt ohne Lösungen zu präsentieren die den Aufwand der Umsetzung wert wären - Ablenkung ist da gleich Selbsterhaltung durch Energieersparnis.
Fazit: Ein einfühlsamer Film der das Fehlen an Highlights im Leben des Protagonisten zum Leitmotiv gemacht hat.
Meine Wertung: |
|
Bei uns müssen Cineasten nicht fasten! Hier erwartet euch Filmkritik wie man sie sonst nirgends lesen kann. Rede- und pressefrei liefern euch die kleinen Kinomos unregelmäßig aber unangepasst Reviews, Previews, Feature-Mos und ein dreistes Etwas zu einem ausgewählten kulturellen Spezialbock, der irgendwo auf der Welt geschossen wurde.
Impressum:
'Der dreiste kleine Kinomo' ist die non-profit Blogging-Plattform des Dreistil Filmverein (Graz, ZVR 262411928).